Herkömmliche Konzepte, wie das Niedrigenergiehaus versuchten lediglich den Verbrauch, den CO2-Austoß und somit auch die Kosten für den Betreiber zu senken. Beim Plusenergie-Konzept hingegen wird das Haus durch verschiedenste Technologien selbst zum Kraftwerk. Ein Plusenergiehaus liefert 100 Prozent regenerative Energieversorgung und ermöglicht einen emissionsfreien Betrieb. Zusätzlich wird ein Plus an sauberem Solarstrom an das öffentliche Netz abgegeben, was einen entscheidenden Durchbruch im Kampf gegen den Klimawandel darstellt.
Verwendete Technologien: Erdwärme und Photovoltaik
Zum Einsatz kommen dabei verschiedenste moderne und bereits bewährte Technologien und Erkenntnisse. Eine dieser umweltfreundlichen Methoden ist die Nutzung der Erdwärme zum Heizen, Kühlen und Warmwasserbereitung, oder auch zur Stromerzeugung. Erdwärme oder auch Geothermie genannt bezeichnet dabei die in der Erdkruste in Form von Wärme gespeicherte Energie. Die für die Nutzung interessante Schicht liegt in einer Tiefe von ungefähr 1,5 Metern, die dort gespeicherte Energie liefert auch bei niedrigen Temperaturen ausreichend Wärme. Ganz besonders im Winter macht sich der Unterschied zwischen Erdreich und Außenluft bemerkbar. Im Verlauf des Winters kühlt das Erdreich zwar ab, die vorhandene Erdwärme-Energie reicht jedoch immer noch für die Heizung aus. Die laufenden Kosten bei einer Erdwärmeheizung sind dabei deutlich geringer als bei einer Gas- oder Ölheizung. Die Erdwärmeheizung arbeitet umweltfreundlich und es entstehen keine Abgase. Bei der Heizleistung macht die Erdwärmeheizung aber keinen Unterschied.
Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung regenerativer Energien ist die Photovoltaik. Dabei wird mit Hilfe von Solarzellen Sonnenenergie direkt in elektrische Energie umgewandelt. Entwickelt wurde die Technologie zuerst für Satelliten und Raumstationen. Aber inzwischen hat sie sich auch auf der Erde durchgesetzt. Immer mehr Eigenheimbesitzer nutzen bereits diese umweltfreundliche Technik auf
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Umweltfreundlichkeit ist die Isolierung. Das ist klar, je weniger erzeugte Wärme nach außen dringt, desto weniger muss nachproduziert werden. Im Sommer ist es genau umgekehrt, je weniger Hitze eindringt desto weniger muss der Innenraum gekühlt werden um die Temperatur das ganze Jahr konstant angenehm zu halten. In diesem Zusammenhang lässt sich auch wunderbar ein Effekt der Natur nutzen, der Treibhauseffekt. Im Winter ermöglichen große Glasflächen das Eindringen der Wärmestrahlung der Sonne und heizen so den Innenraum auf eine angenehme Temperatur auf. Im Sommer sorgen Beschattungsanlagen dafür dass keine zusätzliche Wärme durchdringt. Positiver Nebeneffekt der großen Fenster: Es ist immer schön hell im Zimmer, das spart Kosten bei der Beleuchtung.
Ein Beispiel: Das Heliotrop in Freiburg
Das Paradebeispiel eines solchen Plusenergiehauses ist wohl das Heliotrop in Freiburg. Dieses wurde im Sommer 1994 fertiggestellt. Erbaut in modularer Holzbauweise auf einem Grundstück das eigentlich als nicht bebaubar galt. Heute beherbergt es eine zweiköpfige Familie die darin fast völlig autark leben. Auf Grund der ökologischen und ökonomischen Einzigartigkeit staubte das Heliotrop in den 90er Jahren zahlreiche Preise, wie den Architekturpreis 1995, ab. Auf dem Dach des turmartigen Gebäudes findet sich eine große Photovoltaik-Anlage, die in der Lage ist mehr Strom zu erzeugen als das Haus verbraucht. Das Warmwasser kommt aus dünnen Vakuumröhren, in deren inneren sich eine zweite, mit Wasser gefüllte Röhre befindet. Das Wasser erhitzt sich unter Sonneneinstrahlung und erwärmt so das Wasser im Haus. Doch dies sind bei weitem nicht die einzigen Raffinessen die das Heliotrop für seine Bewohner bereit hält. Das Haus ist auf einer Seite voll verglast und auf der anderen nur mit kleinen Fensterchen ausgestattet. Die Möglichkeit das Gebäude in die passende Richtung zu drehen erlaubt so eine optimale Nutzung der Sonnenenergie und garantiert eine angenehme Kühle im Sommer und gemütliche Wärme im Winter. Was raus muss, muss raus, die Frage ist nur wie. Eine Trockenkomposttoilette, so wie eine integrierte Schilfkläranlage bringen den nötigen Fortschritt in Sachen Abwasser- und Abfallmanagement. So ist es nur verständlich, dass das Heliotrop als Vorbild für ökologisches Bauen gilt. Außerdem ist es wegen seiner ungewöhnlichen und innovativen Form ein wahrer Hingucker und zieht immer wieder die Blicke vorbeiziehender Spaziergänger an.